Kopfkino am Morgen
An diesem Morgen entdecken Brigitta und Bernd am Frühstücksbuffet eine große Amphore, die bis zum Rand mit Nutella gefüllt ist. Spontan entspannt sich am Frühstückstisch bei Crêpes mit Nutella und frischen Pfirsichen eine Geschichte über Brigitta und Bernd und ihren großen Nuss-Nougat-Raub. Es wird gelacht, gekichert und gegluckst, während von den anwesenden Linsenkünstlern die Idee mit ständig neuen Details zu einem Drehbuch für ein „Road Movie“ ausgeschmückt wird.
Der Duft der Strandlilien
Heute geht es auf große Fahrt ins Innere der Insel und doch beginnt die Reise zu neuen fotografischen Horizonten am Strand von Afandou, der nur eine Viertelstunde vom Hotel entfernt liegt. Vor der Ankunft der Linsenkünstler hat ein heftiger Süd-Ost-Sturm sintflutartige Regenfälle mitgebracht, die den Sommerstaub abgewaschen haben und die Insel in leuchten Farben strahlen lassen.
Dieser erste Regen ist das Signal für die weißen Lilien, aus dem Nichts des Sandstrands hervor zu brechen und ihren betörenden Duft und den Glanz ihrer weißen Blüten in die Welt zu ergießen. Diese zarten Pflänzchen, denen der Fotograf am besten auf Augenhöhe begegnet, sind ein wunderbares Motiv für ein klassisches Blütenportrait. Daher heißt es nun für alle Linsenkünstler: auf den Boden! Im warmen Sand liegend gibt Brigitta eine intensive und dennoch leicht verständliche Einweisung über das Zusammenspiel von ISO, Blende, Belichtungszeit und Weißabgleich und deren manuelle Einstellung zur Bildgestaltung. Um das Gelernte auch auf die Kreativtechniken zu übertragen beschließen wir, den ganzen Tag ausschließlich im manuellen Modus zu fotografieren.
Kunst erwärmt die Seele in frischer Bergluft
Aber jetzt geht es hinauf auf der Straße nach Eleoussa in die Berge. Vorbei an leuchtend grünen Aleppo-Kiefern und dem Kloster Nektarius, durch das Dorf Archipoli bis zum Art Park.
Auf dem weitläufigen Gelände finden sich eine Freiluftgalerie und ein Galeriegebäude. Im Schatten der Veranda stärken wir uns mit Kaffee, kalten Getränken und frisch zubereiteten Sandwiches, unterhalten uns in der frischen Bergluft über Kunst, Inspiration und fotografische Ideen und sehen uns die aktuellen Ausstellungen des Art Parks an.
Mehrfachbelichtungen in der Kamera ist das Thema, zu dem die Teilnehmer erste Schritte unternehmen. Hier erweist es sich als wichtig, dass die manuelle Einstellung der Kamera beherrscht wird, um die Einzelschichten der Gesamtkomposition der persönlichen Bildwahrnehmung gestalten zu können. Alle Linsenkünstler sind begeistert und spielerisch bei der Sache.
Dabei ist die Motivwahl ganz ungewöhnlich und die Ergebnisse ganz erstaunlich: aus einen leeren Blumenkübel oder aus einem einfachen Sonnenschirm entstehen wunderbar leichte Bilder, in denen ein Hauch der Bergluft zu spüren ist.
Aufregende Momente in Eleoussa
Die Zeit vergeht wie Rauch im Wind, verflüchtigt sich schwebend in den Stunden, und wir müssen uns beim frühen Abendlicht sammeln, um zu neuen visuellen Ufern aufzubrechen. „Halt, halt an, bleib doch stehen!“ ruft eine Linsenkünstlerin aufgeregt, als Bernd an dem alten Hospital, einem „Lost-Place-Leckerbissen“ für jeden Fotografen, der an Architektur interessiert ist, vorbeifährt, ohne eine Miene zu verziehen...
...um dann doch nur wenige hundert Meter weiter am Quellbecken von Eleoussa den Wagen zu parken. Während ein Teil der Linsenkünstler unter der Führung von Brigitta aufgeregt die wenigen Meter zurück läuft, lässt sich der andere Teil auf gestische Experimente im Gold, Blau und Grün des Quellbeckens ein.
Bilder aus einer vergangenen Zeit
Im verlassenen Hospital angekommen werden die Linsenkünstler still, lediglich der Spiegelschlag der Kamera ist zu hören. Jeder arbeitet im kreativen Flow, spürt den Formen der harmonischen Bögen und den durch das späte Abendlicht hingeworfenen Lichtreflexen nach. Zimmer um Zimmer werden begangen und entdeckt. Auf einmal sind wir nicht mehr allein: ein Hochzeitspaar samt Fotograf rückt für kurze Zeit diesen verwunschene Ort wieder in die Jetztzeit.
Weiter geht es nach oben im Gebäude in das maurisch angehauchte Obergeschoss und auf die Dachterrassen. Ohne viele Worte und ganz aus dem Gefühl heraus entstehen hier oben absolute Lieblingsbilder.
Als Bernd später wieder zu den Linsenkünstlern am alten Hospital hinzu stößt, schaut er in Augen, in denen sich das Rotgold der Abendsonne und das Glück erfüllter fotografischer Momente spiegeln.
Im Licht der Zeiten
Gemeinsam geht es in nur wenigen Minuten weiter zu der alten Kirche Fountoukli, deren weiße Mauern und rote Ziegel in der Abendsonne leuchten. Hier findet der Tag einen kontemplativen Abschluss im ruhigen Schauen der wechselnden Stimmungen von Farben, Licht und Schatten, die die an der Westküste versinkende Sonne auf die kleine Kirche und die umgebende Berglandschaft malt.
Und so endet der zweite Teil der fotofantastischen Reise zum Licht des Südens. Was an einem Tag im Esperos Village so passiert und wie Bernd ein Versprechen einlöst, erfahrt Ihr in dem Intermezzo unseres Werkstattberichts.
Bildquellen, beginnend vom Seitenanfang: Bernd Donabauer, Road Movie, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, Poseidons Tor, Rhodos 2010. Betty Schmidt, Strandlilien, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, St. Nektarius, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, Art Park, Rhodos 2015. Betty Schmidt, Artplace, Rhodos 2015. Brigitta Fiesel, NN, Rhodos 2015. Brigitta Fiesel, NN, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, Eleoúsa Spring, Rhodos 2015. Betty Schmidt, NN, Rhodos 2015. Brigitta Fiesel, NN, Rhodos 2015. Betty Schmidt, NN, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, Im Licht der Zeiten, Rhodos 2015. Bernd Donabauer, From Inside Out, Rhodos 2015. Hintergrundbild: Bernd Donabauer, Eleoúsa Spring, Rhodos 2015. Blog-Vorschaubild: Betty Schmidt, NN, Rhodos 2015.