In der kleinsten Stadt der Welt
Tag 6 beginnt mit einem Weltrekord: wir besuchen Hum, die kleinste Stadt der Welt! Die 30-Personen-Stadt hat einen Friedhof, eine Kirche, eine Stadtmauer samt Stadttor, ein Restaurant, und sogar einen Bürgermeister, der jährlich gewählt wird: derjenige Bürger, der die meisten positiven Einträge auf seinem Kerbholz hat, wird zum Bürgermeister ernannt.
Weltmeisterlich auch der Kaffee: in Hum haben wir den besten der ganzen Kreativreise getrunken
Auf dem der Stadt vorgelagerten Friedhof verbringen wir viel Zeit. Hier sind wir die meiste Zeit unter uns und können entspannt arbeiten.
Weiter geht es die Stadtmauer entlang, und Brigitta probiert sich in einer Form der gestischen Fotografie, die Bernd entwickelt hat. Dabei spielt der Einsatz eines beblätterten Asts eine entscheidende Rolle, und erneut tragen wir zur Belustigung der Touristen bei.
In Anlehnung an das Bild ‚the haunted house' des Pictorialisten Alvin Langdon Coburn entsteht eine Serie wilde, leicht verstörenden Bilder eines freistehenden Anwesens.
Wir schlendern durch die zweite ‚Hauptstraße‘ des Microorts und bewundern die Souvenirs in glagolitischer Sprache. Diese Rundenschrift gilt als älteste slawische Schrift und ist in Teilen im heutigen Kyrillisch zu finden. Nebenbei ist sie zwar schwierig zu lernen, aber sehr hübsch.
Glaubt!
Natürlich darf auch ein Abstecher in die Kirche nicht fehlen, und hier finden wir nun etwas vor, was uns zum lauten Lachen verleitet: Von der Kanzel herab ragt der Arm einer Statue oder Puppe, die wie ein Ertrinkender ein Kreuz hochhält! Zufall oder Absicht – wir konnten es nicht ergründen, aber diese Szene ist einfach zu komisch.
Im Künstlerörtchen Groznjan
Weiter geht unsere Ausfahrt in den Nodosten nach Groznjan. Das kleine Örtchen – wie meistens in Istrien auf einem Hügel gelegen – hat sich einen Namen als Künstlerdorf gemacht. Galerie an Galerie reiht sich hier und der Ort scheint sich an jeder Stelle Mühe zu geben, ein pittoreskes Motiv für seine Künstler zu bieten.
Enge Gässchen, hübsche Plätze, Licht und Schatten - Groznjan bietet eine Fülle an Motiven, und neben den pittoreseken Ansichten ergeben sich auch abstrakte Arbeiten.
Nach intensiver Arbeit halten wir an der alten Stadtmauer an, um ein Selfie der andern Art zu machen :-)
Im späten Licht entstehen impressionistische Bilder, wir arbeiten wieder im entspannten Kreativmodus und probieren einfach aus, was uns gerade einfällt.
Zufrieden und mit vielen Eindrücken gesegnet beschließen wir diesen Tag.
Am Limski-Kanal
Heute wollen wir auf den Spuren von Winnetou eine Fahrt auf dem Limski-Kanal machen. Unser launiger Kapitän weiß allerlei über den Kanal und die Indianerfilme zu berichten, und wir entspannen unseren fotografischen Geist im Grün der Berghänge und dem Blau des Wassers. Freude haben wir an der eigenwilligen Schreibweise der Karl-May-Protagonisten auf unserer Bootsmarkise, und dass am Limski-Kanal in Wirklichkeit gar keine Winnetou-Filme gedreht wurden, tut der Sache keinen Abbruch ;-)
Mittags sitzen wir in der Sonne, futtern uns durch das große Fischangebot, welches die Restaurants am Limski-Kanal offerieren, und genießen das Spiel des Lichts auf dem Wasser.
In der Ruinenstadt Dvigrad
In der Nähe liegt die Runinenstadt Dvigrad, die als nächster Punkt auf dem Programm steht. Eingefasst von Macchia stehen hier die Reste einer mittelalterlichen Sieglung hoch über dem Draga-Tal.
Hier gilt es heute, die nicht-visuellen Sinne zu schärfen: mit geschlossenen Augen erforschen wir die Umgebung, hören, riechen, fühlen die Ruinenstadt. Wenn uns ein Sinneseindruck triggert, wird kurz geblinzelt, und die erblinzelte Prävisualisierung dann im zweiten Schritt versucht, in ein Bild zu fassen. Eine fordernde Übung für die Linsenkünstler!
Abschied in Rovinj
Für den Nachmittag besteht freie Wahl der Teilnehmer für unsere Abschlusssession. Einstimmig wird sich für einen erneuten Besuch in Rovinj entschieden, und so geht es zum zweiten Mal auf die Landzunge an der Westküste. Die Luft ist raus, die Speicherkarten sind voll, und so sitzen wir größtenteils schweigend in einem Felsencafé auf der Westseite und trinken uns visuell ein letztes mal satt an dem wunderbaren Licht der Adria und nutzen die tiefstehende Sonne für einen letzten fotografischen Eindruck: eine amerikanische Nacht unter kroatischer Sonne...
Wiedersehen in Istrien
Auf Wiedersehen Istrien, Du warst uns eine grandiose Kulisse und gute Heimat für diese Woche, wir sehen uns wieder im September 2019!
Credits
Autorin: Brigitta Fiesel
Bildquellen von oben nach unten:
Beitragsbild: Christa Jedelhauser
Brigitta Fiesel, Hum, 2017
Jo Oerter, Anno, 2017
Brigitta Fiesel, The Haunted House, 2017
Christa Jedelhauser, Hum, 2017
Jo Oerter, Glaubt!, 2017
Christa Jedelhauer, Groznjan, 2017
Brigitta Fiesel, Groznjan, 2017
Christa Jedelhauser, Groznjan, 2017
Brigitta Fiesel, Groznjan, 2017
Brigitta Fiesel, Pier Bries, 2017
Christa Jedelhauser, Limski-Kanal, 2017
Christa Jedelhauser, Dvigrad, 2017
Brigitta Fiesel, Dvigrad, 2017
Brigitta Fiesel, Rovinj, 2017