Fotografische Aquarelle

Gestische Fotografie Malen mit der Kamera Dein Mentor Bernd Fotografische Aquarelle
Regeln brechen Überbelichtung Kontraste Motivwahl Bewegung Grundlagen
Einstellungen Zeitautomatik ISO Graufilter Belichtungsreihe Kameratechnik
Die Farbe Weiß Lavieren, Lasieren und Zeichnen Ausdruck
06.11.2016 Bernd Donabauer

Neue Wege

Scharf, schärfer, knackscharf – jetzt nur nicht wackeln und darauf achten, dass der Fokuspunkt genau auf dem Hauptmotiv liegt. Ist auch alles richtig belichtet, die Schatten nicht zu dunkel und die Lichter nicht zu hell? Soll ich vielleicht den ISO-Wert noch etwas höher stellen oder gleich auf die Automatik der Kamera vertrauen?

Einen Moment...

Heute geht es darum los zu lassen, die Kontrolle ein Stück weit aufzugeben und neue Wege in der Fotografie zu beschreiten.

Danke Mr. Turner

Die Ursprünge des Aquarellierens lassen sich bis ins 9. Jahrhundert zurück verfolgen. Als Maltechnik diente es lange Zeit zur Kolorierung von Holzschnitten oder es fand seine Anwendung in Vorstudien für Ölgemälde.

William Turner →, jener aus der Zeit gefallene Meister des Lichts, war einer der ersten, der das Aquarellieren zu einer eigenständigen Kunstform entwickelte und zu einer ersten Meisterschaft führte.

Beim Thema „fotografische Aquarelle“ geht es vor allem darum, sich auf ein kreatives Spiel einzulassen. Es geht nicht so sehr um die technischen Voraussetzungen für die Erstellung der Bilder, vielmehr um den kreativen Prozess, sich von bisher Gelerntem zu befreien, um neue Wege der Fotografie beschreiten zu können.

So ziemlich alles, was Du bisher über Fotografie gelernt hast, trifft für die fotografischen Aquarelle nicht zu. Vielmehr verkehrt es sich in das ungefähre Gegenteil.

Willkommen auf dieser spannenden Reise.

"Zwischen 12 und 3, hat der Fotograf frei"

"In der grellen Mittagssonne, sind die Bilder für die Tonne"

"Sonne im Rücken, Auslöser drücken"

 

Unbekannt

Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden

Wenn einem Einsteiger die Anwendung der Regeln nicht vertraut ist, spricht man in der Theorie des Lernens etwas uncharmant von einer "unbewussten Inkompetenz". Erfahrene Fotografen hingegen wenden viele der Regeln in Form einer "unbewussten Kompetenz" an. Sie haben die Regeln so sehr verinnerlicht, dass sie diese gar nicht mehr in Frage stellen. 

Motive die im Hellen liegen werden eher war genommen, als jene, die wir im Schatten finden können. Geht es nach den Lehrbüchern der Fotografie, sind starke Schatten- und Licht-Kontraste zu vermeiden. Sind Teile des Bildes in der Art überbelichtet, dass keine Strukturen mehr zu erkennen sind, bezeichnet man diese als "ausgebrannt", um nur einige Beispiele zu nennen.

"Aber wenn es doch da ist?

Dieses unbeschreiblich kraftvolle Licht, das Oberflächen und Materie auflöst, Dich durchdringt und so stark ist, dass Du es kaum ertragen kannst, es Dich dennoch nicht loslässt und Du immer wieder fasziniert schauen musst? Wenn es doch da ist, dann musst Du Dich auch daran versuchen, einen Ort finden, in dem das Motiv im Schatten geboren wird. Einen Ort der starken Kontraste, an dem Deine Imagination die Möglichkeiten der fotografischen Aquarelle erkunden kann."

/bd/

Wie wäre es, wenn Du die scheinbar so festgefügten Regeln der Fotografie brichst und mit den dadurch entstehenden Möglichkeiten spielst?

An dieser Stelle Deiner kreativen Reise musst Du Dir noch keine Gedanken über Kameraeinstellungen machen. Der erste Schritt auf dem Weg zu den fotografischen Aquarellen ist daher eine Sehübung ganz ohne Kamera. Es gilt zunächst alle Vorstellungen einer „richtigen“ Motivauswahl und die Regeln der „richtigen“ Fotografie mit Hilfe Deiner Vorstellungskraft spielerisch in Frage zu stellen.

„Suche mit Deiner Vorstellungskraft das Motiv im Schatten. Nimm starke Kontraste als Möglichkeit wahr, erfreue Dich an strahlend hellen und glänzend reflektierenden Flächen. Blinzele durch die Blätter eines Baumes in das Licht der Sonne.“

/bd/

Die gefühlte Bewegung der Kamera

Eine Kamera muss bei der Aufnahme möglichst ruhig gehalten werden, um als präzises Aufnahmegerät zu funktionieren. Hierfür gibt es das unterschiedlichste Kamera-Zubehör vom Stativ bis zum Bohnensack. Für die Verwendung frei Hand können spezielle Atemtechniken eingesetzt werden, um ein Verwackeln der Aufnahme zu verhindern.

Auch von diesen Grundsätzen der „richtigen“ Fotografie wirst Du Dich nun lösen.

Es ist an der Zeit, die Kamera in die Hand zu nehmen...

Kameraeinstellung

Verwende für den nächsten Schritt die Einstellung „Zeitvorwahl" →. Bei vielen Modellen ist diese Vorwahl mit dem Buchstaben „S“ gekennzeichnet. Nun kannst Du eine bestimmte Belichtungszeit einstellen und die Kamera passt hierzu die Blende an. Stelle die Belichtungszeit für den Anfang auf etwa eine Sekunde ein. Die Lichtempfindlichkeit des Sensors wird über die Einstellung ISO geregelt. Verwende hier den niedrigsten Wert. Bei den meisten Kameras ist das die „ISO 100“.

 

Tipp:

Viele Kameras bieten die Möglichkeit einer Belichtungsreihe bestehend aus drei oder fünf Bildern. Dabei ist jeweils ein Bild „normal“ und die übrigen Bilder über- bzw. unterbelichtet. Wenn Du zusätzlich diese Funktion deiner Kamera verwendest, kannst Du Dich kreativ an die Wirkung einer gezielten Überbelichtung heran tasten.

Du hast dein Motiv im Schatten gefunden? Geeignet wäre etwa ein Baum, durch dessen Blätter die Sonne scheint, ein Waldrand in hellem Sonnenschein oder ein Blumenbouquet mit starken Farbkontrasten. Nun gilt es für Dich deine Kamera als visuelles Instrument zu verstehen auf dem Du spielst. Sie ist nicht länger ein Gerät, bei dem es in erster Linie auf Präzision ankommt. Probiere verschiedene kleine und größere Bewegungen aus: Von einer zur anderen Seite, von oben nach unten, langsam fließende und schnelle ruckartige Bewegungen. Bewege dabei nur das Handgelenk oder Deinen ganzen Körper. Für den Moment gibt es noch kein "gut oder besser". Für den Moment kommt es darauf an, dass Du ein Gefühl für dein Instrument bekommst.

Du siehst, die grundlegenden Griffe sind ganz einfach. Nun kommt es auf Deine spielerische Interpretation des Motivs durch die Bewegung Deiner Kamera an.

Die Farbe Weiß

Ein bestimmendes Element bei Aquarellen ist der Einsatz der Farbe Weiß als Bestandteil der Komposition. In der Aquarell-Malerei wird der weiße Farbgrund bewusst in die Komposition aufgenommen und hierfür der Farbauftrag ausgespart. Bei den fotografischen Aquarellen erreichen wir diesen Moment der Gestaltung durch starke Hell-Dunkel-Kontraste, glänzende Flächen und eine gezielte Überbelichtung der hellen Bildelemente.

Lavieren, Lasieren und Zeichnen

Weitere gestalterische Elemente eines Aquarells sind der wiederholte Farbauftrag (Lasur), das Arbeiten Nass-in-Nass (Lavieren) und die Betonung einzelner Bildelemente durch das Zeichnen mit Aquarellstiften (Trocken-in-Trocken). In den fotografischen Aquarellen werden diese Momente der Bildkomposition durch die Auswahl und Verteilung von Spitz- und Flächenlichtern im Motiv, die Art der Bewegung und die manuelle Einstellung der Kamera verwirklicht.

Ich freue mich, wenn Dir meine Wegbeschreibung der ersten Schritte zu den fotografischen Aquarellen gefallen hat. Als Mentor begleite ich Dich in meinem Workshop „Grün und Gold“ auf Deiner weiteren Reise.

Mit Hilfe von spielerischen Übungen erschließen wir Deine kreativen Potentiale. Wir erkunden, welche Lichtstimmungen besonders geeignet sind für das Lavieren und Lasieren und welche für das Zeichnen, beziehen die Elemente, die Natur und die Architektur in Deine Arbeiten mit ein. Anhand ausgewählter Beispiele beschäftigen wir uns im Nachgang mit einfachen Methoden der Bearbeitung der Bilder in der elektronischen Dunkelkammer.

Fotografieren in der Gruppe bedeutet für mich ein kreatives Miteinander und keinen vergleichenden Wettbewerb. Dabei geht es mir vor allem darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Du Deine eigenen Vorstellungen frei von Ängsten finden und verwirklichen kannst.  Einsteigern erkläre ich leicht verständlich die Grundlagen. Profis eröffne ich die Möglichkeit, ihren Geist zu erfrischen und neue Sichtweisen kennen zu lernen.

Credits

Autor, Fotograf und Mentor des Linsenkunst-Workshops "Grün und Gold": Bernd Donabauer

Bildquellen von oben nach unten:

Floral Passions // 09, Rosenhöhe Darmstadt, 2015

Mostly Red, Völklingen, 2014

Thank you Mr. Turner, Rhodos 2010

Little Escapes back into Life // 26, Rosenhöhe Darmstadt, 2013

Floral Passions // 10, Mathildenhöhe Darmstadt, 2015

Lakeside in June, Ober-Ramstadt, 2012

Time Machine, Ober-Ramstadt, 2011

Autumnal Alders, Rosenhöhe Darmstadt, 2011

Platanenhain, Mathildenhöhe Darmstadt, 2015

 

 

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