Alles Mante – Punkt

Harald Mante Gestaltung Form Fläche Linie Der Punkt
Regeln Raum Farbe Wechselwirkung Richtung Beziehung Grundlagen
Einstellungen Werkzeug Aufgabe Programmautomatik Kameratechnik
Rahmen Position Aufmerksamkeit Rhythmik Ausdruck
29.12.2016 Bernd Donabauer

 

Finden ohne zu suchen

So sehr ich auch suche, ich finde einfach keine tollen Motive. Dabei bin ich ständig mit der Kamera auf der Jagd danach. Es müsste eine Motivklingel als Zubehör geben.

Einen Moment...

Heute geht es darum, sich über eine einfache Regel der Komposition vom Motiv finden zu lassen.

 

"Es gibt keinen Inhalt ohne Gestaltung"

 

Harald Mante

Alles Mante, oder was?

Der Klassiker für die grundlegenden Regeln der Bildkomposition in der Fotografie ist das Buch "Das Foto" von Harald Mante. Ausgehend von der Inspiration der Künstler des Bauhauses →, entwickelt Mante in seinen Gestaltungsregeln aus dem Punkt die Linie, aus der Linie die Fläche und aus der Fläche die Form. Harald Mante verbindet hierbei den kreativen Moment mit dem unbedingten Willen zur Gestaltung.

Auf den Spuren von Mante beschäftigt sich dieses Tutorial anhand der gegenständlichen Fotografie mit dem Element des Punktes in der Bildkomposition. Es wird Dich überraschen, wie viele Motive Dich anhand dieser einfachen Regel finden werden.

Regeln sind dazu da, Dir das Spiel zu ermöglichen

Das Verhältnis zwischen der Regel und der Kreativität ist wie das Verhältnis zwischen Geschwistern - oft schwierig, manchmal einseitig und dennoch voller wunderbarer Momente des intimen Verständnisses und der gegenseitigen Ergänzung. Das Leugnen von Regeln führt nicht dazu, dass diese aufhören zu existieren. Genau so wenig führt die völlige Unterwerfung zu einer kreativen Bildkomposition.

"Jede Komposition entspringt aus dem Punkt"

 

/bd/

Wie wäre es, wenn wir für einen Moment aufhören das Motiv zu jagen, um es statt dessen von den einfachen Regeln der Bildkomposition für uns finden zu lassen?

Auch in diesem Tutorial möchte ich Dich dazu ermutigen, die Kamera mit all ihrer Technik nicht über zu bewerten. Der erste Schritt auf dem Weg sich vom Motiv finden zu lassen, ist wieder eine Sehübung ganz ohne Kamera. Befreie Dich von dem Zwang ein möglichst spektakuläres Motiv zu finden. Beachte lediglich die einfache Regel des Punktes, um Dich vom Motiv finden zu lassen.

„Höre auf zu suchen und nimm die Welt um Dich war. Lass Dich finden von den Farbklecksen, der Lichtreflexion, dem einem Punkt in Deinem Universum des Augenblicks. Erfreue Dich an der Unregelmäßigkeit, die doch erst die Vielfalt ermöglicht.  Beachte das Namenlose und Unscheinbare. “

/bd/

Mein Gott... Es ist voller Sterne!

(2001 - Odyssee im Weltraum)

Die Welt die Dich umgibt ist voller wunderbarer Motive, die aus einem Punkt entspringen. Die Sonne über dem Horizont, ein Schmetterling auf einer Wand, der blaue Papierkorb auf einer grünen Wiese - öffne Deine Augen und Dein Herz, um Dich von Ihnen finden zu lassen.

Kameraeinstellung

Diesmal ist es einfach: Wenn Du dich ganz auf die Bildkomposition konzentrieren möchtest, kannst Du dich auf Deine Kamera verlassen. Die Aufgabe bestimmt das Werkzeug. Es ist daher auch für erfahrene Fotografen keine Schande sich auf die Automatik der Kamera zu nutzen. Verwende hierfür die Einstellung „Programmautomatik" →. Bei vielen Modellen ist diese Vorwahl mit dem Buchstaben „P“ gekennzeichnet. Belichtungszeit und Blende werden nun mit Hilfe des Belichtungsmessers der Kamera geregelt.

Der Punkt im Raum

Der Rahmen bestimmt die Grenzen Deines Bildes und damit die Fläche Deiner Komposition. Die Wirkung Deiner Komposition hängt davon ab, an welcher Stelle der Punkt von Dir positioniert wird. Durch die unterschiedliche Positionierung des Punktes tritt dieser auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Rahmen, der Fläche und den weiteren Elementen der Komposition in eine Wechselwirkungen ein.

Spiele mit dieser Idee an einem Motiv das Dich gefunden hat. Erfahre, wie sich die Komposition verändert, wenn Du den Rahmen oder die Position des Punktes veränderst. Was empfindest Du dabei? Sprich Deine Empfindungen und Assoziationen laut aus.

Der Farbklecks

Besonders intensiv tritt ein Punkt in der Komposition auf uns zu, wenn er sich in seiner Farbe deutlich von der ihn umgebenden Fläche abhebt.

Wechselwirkungen

Ein einzelner Punkt konzentriert die Komposition. Er zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich, wie ein Sog. Als Betrachter treten wir mit ihm in eine wechselseitige Beziehung mit ihm.

Werden der Komposition weitere Punkte hinzu gefügt, bricht diese starke Wechselwirkung auf. Beide Punkte treten nun in eine gegenseitige Wechselwirkung, die für uns eine Bedeutung gewinnt. Wir werden vom interagierenden Teilnehmer zum Zuschauer der Szene.

Werden der Komposition weitere Punkte hinzu gefügt,  unterliegt unsere Aufmerksamkeit einer Richtung. Es entsteht eine erste, noch einfache Rhythmik. Die Anordnung der Punkte auf der Fläche entscheidet über die Art der Rhythmik.

In der Kombination der verschiedenen Aspekte von Hell, Dunkel, Licht und Farbe, Textur, Form, Größe und Position der Punkte, entfaltet sich die Rhythmik, werden die wechselseitigen Beziehungen der Punkt-Elemente vielfältiger, die Komposition reichhaltiger.

Ich freue mich, wenn Dir meine Wegbeschreibung der ersten Schritte zu den Grundlagen der Bildkomposition nach Harald Mante gefallen hat. Als Mentoren begleiten Brigitta und ich Dich in unserem Workshop „Istrien - Die Farben der Adria“ auf Deiner weiteren Reise.

Neben den unterschiedlichsten fotografischen Experimenten findet sich in der siebentägigen Kreativreise viel Zeit für die gegenständliche Fotografie. Wir vertiefen gemeinsam die Regeln der Komposition, beschäftigen uns mit dem Punkt, der Linie und der Fläche, mit Licht und Farbe, Form und Textur.

Wir sind im alten Dorfkern von Bale/Valle unterwegs, um uns in einem kontemplativen Flow von den Motiven für Deine fotografischen Stillleben finden zu lassen. Hier atmet alles beschauliche Ruhe, kein Linsenkünstler verliert sich im Trubel und ein helles Lachen halt durch die engen Gassen, wenn eine kroatische Großmutter Brigitta mit Händen und Füßen in einen Plausch verwickelt – man muss nicht die selbe Sprache sprechen, um sich zu verstehen.

Fotografieren in der Gruppe bedeutet für mich ein kreatives Miteinander und keinen vergleichenden Wettbewerb. Dabei geht es uns vor allem darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Du Deine eigenen Vorstellungen frei von Ängsten finden und verwirklichen kannst.  Einsteigern erklären wir leicht verständlich die Grundlagen. Profis eröffnen wir die Möglichkeit, ihren Geist zu erfrischen und neue Sichtweisen kennen zu lernen.

Credits

Autor und Fotograf: Bernd Donabauer

Mentoren der Linsenkunst-Kreativreise "Istrien - Die Farben der Adria": Brigitta Fiesel und Bernd Donabauer

Bildquellen von oben nach unten:

In freudiger Erwartung, Rhodos, 2015

Die Liebenden, Rhodos, 2008

In freudiger Erwartung, Rhodos, 2015

Smal Fish with big Eyes, Rhodos, 2009

Sundown, Rhodos, 2010

Alles Mante, oder was?, Rhodos, 2015

Big Fish with Big Eyes, Rhodos, 2009

Poseidon und Flora, Rhodos, 2008

Cracks on a Window, Rhodos, 2009

The Fischerman, Skopelos, 2009

Alles Mante, oder was? // 02, Rhodos, 2015

Zitat aus: Mante, Harald, Das Foto: Bildaufbau und Farbdesign. 4. Auflage. Verlag Photographie, 2014.

 

 

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